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Die Lochkamera - lang belichten auch bei Tageslicht |
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Camera obscura Die Lochkamera kann keine vollkommen scharfen Bilder liefern. Heute, wo scharfe Fotos das Übliche darstellen, hat die »duftige« Unschärfe aber wieder neue Anhänger gefunden. Wegen der winzigen Öffnung benötigt die Kamera lange Belichtungszeiten. Sie sind ein Vielfaches höher, als mit der kleinsten Blendenöffnung möglich wären. Das lässt sich ausnutzen, um bei Tageslicht lange Verschlusszeiten zu realisieren. Eine Camera obscura lässt sich auch aus unserer Spiegelreflexkamera herstellen. Mit den folgenden Schritten machen wir aus unserem VW Golf wieder einen alten Ford T: Eine feine Nadel oder Zirkelspitze wird über einer Kerze erhitzt und durch das Zentrum des Kamera-Verschlussdeckels (zur Abdeckung des Objektivbajonettes) getrieben. Versuchen Sie, die Spitze nicht ganz durchzustossen, damit die Öffnung so klein wie möglich wird. Mit einer kleinen Öffnung sind größere Bildwinkel möglich. Kontrollieren Sie mit dem Auge, ob das Loch rund und nicht ausgefranst ist. Damit es nicht zu Vignettierungen kommt, muss nun der durchlöcherte Deckel vom Gehäuse distanziert werden (je größer die Öffnung, desto größer die nötige Entfernung). Am besten nehmen Sie dafür übliche Makro-Zwischenringe. Für eine Öffnung mit ca. 0,5mm sind mindestens 100mm Entfernung zur Filmebene erforderlich. Ein Bild der selbstgebauten Lochkamera Draußen im hellen Sonnenschein ist im Sucher praktisch nichts mehr erkennbar. Wenn Sie die Kamera aus einem Raum durch ein Fenster nach draußen richten, lässt sich die Güte des Bildes aber gut überprüfen. Damit Sie draußen wissen, was aufs Bild kommt, müssen Sie den Bildausschnitt zuerst mit einem Objektiv ähnlicher Brennweite wählen. Können Sie mit Ihrer Kamera Arbeitsblendenmessungen vornehmen, ergibt sich die richtige Belichtungszeit. Denken Sie aber an den Schwarzschildeffekt. Ist eine Belichtungsmessung nicht möglich, lässt sich die Verschlusszeit auch berechnen. Dazu bestimmen Sie zuerst den Blendenwert Ihres neuen »Objektives«. Er ergibt sich aus der Rechnung Blende = Öffnung : Brennweite Mit einem 0.5mm großen Loch und einem Abstand von 125mm zur Bildebene ergibt sich ein Blendenwert von 250. Nun bestimmen Sie mit einem Objektiv ähnlicher Brennweite die Belichtungszeit bei Blende 22. Danach berechnet sich leicht die richtige Verschlusszeit, indem Sie pro fehlender Blendenstufe die gemessene Belichtungszeit mit 2 multiplizieren. Dazu die Blendenreihe ab 22: Blende gemessene Bel.-Zeit 22 x1 32 x2 44 x4 64 x8 88 x16 128 x32 176 x64 256 x128 352 x254 512 x512 704 x1024 1024 x2048 Bei einer angenommenen Belichtungszeit von 1/15s bei Blende 22 ergibt sich mit einem neuen Blendenwert von 250 eine Verschlusszeit von 16s, Schwarzschildeffekt nicht berücksichtigt. Verfügen Sie nicht über feine Messinstrumente, lässt sich der Durchmesser der Öffnung nur überschlagsmäßig bestimmen. So bleibt auch in obiger Rechnung eine gewisse Ungenauigkeit. Machen Sie Belichtungsreihen. Und benutzen Sie besser einen Negativfilm, der verzeiht falsche Belichtungen eher. |
A1, 135mm (oben), 3 Makroringe und gelochte Abdeckung mit ca. 0,5mm großer Öffnung (unten). Belichtungszeit zweites Bild 3s, Agfachrome Ctx100. Verschwommene Schärfe mit der Lochkamera. |